472 VI. Sprachen und Sprachgebiete: Portugiesisch Serräo, Joel, Dicionario de H
472 VI. Sprachen und Sprachgebiete: Portugiesisch Serräo, Joel, Dicionario de Historia de Portugal, 4vol., Lisboa, Iniciativas Editoriais, 1963-1971. Teyssier, Paul, La Langue de Gil Vicente, Paris, Klincksieck, 1959. Teyssier, Paul, Jeronimo Cardoso et les origines de la lexicographic portugaise, BEPB 41 (1980), 7-32. Teyssier, Paul, Historia da Lingua Portuguesa, Lisboa, Sa da Costa, 21984 (= 1984a). Teyssier, Paul, L'humanisme portugais et l'Europe, in: Centre d'Etudes Superieures de la Renaissance, Universite de Tours (ed.), Actes du Colloque International d'Etudes Hwnanistes. Tours 3-13 juil- let 1978, Paris, Gulbenkian, 1984, 821-845 (= 1984b). Vasconcelos, Jose Incite de, Esquisse d'une Dialectolo- gie Portugaise, Lisboa, Centro de Estudos Filolo- gicos, 21970. Verdelho, Evelina, Lexicograßa sinonimica portugue- sa, Biblos 17 (1981), 171-221. Verdelho, Telmo dos Santos, Aspalavras e as ideias na Revolucäo Liberal de 1820, Coimbra, INIC, 1981. Verney, Luis Antonio, Verdadeiro Metodo de Estudar, 5 vol., ed. Antonio Salgado Junior, Lisboa, Sä da Costa, "1949-1952. Paul Teyssier, Paris 445. Portugiesisch: Geschichte der Verschriftung Lingua e escrita 1. Problemstellung und Periodisierung 2. Formen der Verschriftung des Altportugiesi- schen 3. Die Entwicklung der portugiesischen Or- thographie vom 16. bis zum 19. Jahrhundert 4. Vereinfachung und Vereinheitlichung der Or- thographie im 20. Jahrhundert 5. Bibliographie (in Auswahl) /. Problemstellung und Periodisierung Um die Wende vom 12. zum 13. Jh. tauchen die ersten in portugiesischer Sprache abgefaßten Texte auf (zu Textproben und Datierungsfra- gen -» 162,2.1.). Das älteste sicher datierte Do- kument ist das Testament von Afonso II vom 27. Juni 1214 (zuverlässig ediert in Costa 1979, 312-321, zu weiteren Editionen -v 162, 2.1.). Die historische Betrachtung der Verschriftung des Portugiesischen setzt sinnvollerweise mit diesem Datum ein. Zwar erscheinen in mittel- lateinischen Urkunden, die zwischen dem 9. und dem 12. Jh. im galegisch-portugiesischen Sprachraum ausgefertigt wurden, bereits volks- sprachliche Wörter, vor allem Orts- und Perso- nennamen, jedoch sind diese mehr oder weniger stark latinisiert. Wenn beispielsweise in einem lateinischen Dokument von 1092 cousa statt causa zu lesen ist (cf. Machado 1967, 55), be- deutet dies nicht, daß der Schreiber eine volks- sprachliche Form wiedergeben wollte, sondern lediglich, daß die gesprochene Sprache in der Graphic eines lateinischen Wortes durch- scheint. Angesichts der dominierenden Stellung, die das Lateinische im frühen und hohen Mittelal- ter als Schriftsprache der romanischsprachigen Länder einnahm, lag es nahe, daß sich die Schreiber der ältesten portugiesischen Texte des lateinischen Alphabets bedienten. Wie nicht an- ders zu erwarten, traten bei der Verschriftung des Altportugiesischen Schwierigkeiten auf, und zwar besonders dann, wenn Laute ge- schrieben werden sollten, für die es im Lateini- schen keine Entsprechungen gab. Es ist daher nicht verwunderlich, daß von einem Dokument zum anderen, ja sogar innerhalb desselben Schriftstücks erhebliche graphische Variationen auftraten. Erst allmählich bildete sich eine portugiesische Schreibtradition heraus, die zum Teil von anderen romanischen Sprachen, ins- besondere vom Altokzitanischen beeinflußt wurde. Mit der einsetzenden Renaissance bemühten sich zahlreiche Grammatiker und Lexikogra- phen, die Orthographie des Portugiesischen in ihrem Sinne zu beeinflussen, und führten dabei eine große Zahl gelehrter Schreibungen ein. Erst im Jahre 1911 erfolgte eine offizielle Nor- mierung der portugiesischen Orthographie. Bis in die jüngste Zeit reichen die Versuche, die Graphic weiter zu vereinfachen und die in Portugal und Brasilien üblichen Schreibweisen zu vereinheitlichen. Dementsprechend wird die Geschichte der Verschriftung des Portugiesischen üblicherweise in drei Phasen eingeteilt (cf. Rocha Lima 101946, 40, Williams 21962, 19). Man unter- scheidet: l. die sog. phonetische Phase (von den frühesten Schriftstücken aus altportugiesischer Zeit bis zum Auftreten der ersten gedruckten Texte gegen Ende des 15. Jahrhunderts), 2. die sog. pseudo-etymologische Phase (ab dem 16. Jahrhundert bis zum ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts) und 3. die sog. historisch- wissenschaftliche Phase (ab 1911). Diese Periodisierung kann jedoch nur als sehr grobes Raster angesehen werden, das in meh- reren Punkten der Korrektur bedarf. Zunächst einmal kann von einer „phonetischen" Phase Bereitgestellt von | Universitaetsbibliothek Leipzig Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.17 18:20 445. Portugiesisch: Geschichte der Verschriftung 473 im strengen Sinne nicht die Rede sein, denn eine lautgetreue Wiedergabe des gesprochenen Wor- tes kann angesichts der hohen Variabilität und Ambiguität der Grapheme nicht nachgewiesen werden. Bis zum Ende der altportugiesischen Epoche befindet sich die Orthographie viel- mehr in einer nichtnormierten, experimen- tell-tentativen Phase. Latinisierende Graphien kommen nicht erst im 16. Jh. auf, sondern er- scheinen bereits zu Beginn der Dynastie Avis, insbesondere in den Schriften des Königs Dom Duarte (1391-1438). Mitten in der Blütezeit der etymologisierenden Graphic nimmt Luis Anto- nio Verney 1746 die Hinwendung zu einer ge- nau der Aussprache folgenden Schreibung, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. an Boden ge- winnt, vorweg. Die sog. historisch-wissen- schaftliche Phase, d. h. die Auseinandersetzung mit dem Problem der portugiesischen Or- thographie aus sprachwissenschaftlicher Sicht, beginnt bereits 1875 mit den Consideracöes sobra a ortografia portugueza von Jose Barbosa Leäo (-»-420, 3.3.7.). Das Jahr 1911 läutet in- sofern eine neue Phase ein, als sich ab diesem Zeitpunkt öffentliche Normierungsinstanzen wie die Akademien Portugals und Brasiliens mit der Verschriftung des Portugiesischen be- fassen und ihre Beschlüsse auf legislativem Wege umgesetzt werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß von der Abfassung der ältesten Texte bis heute drei Strömungen auf die Verschriftung der portugiesischen Sprache Einfluß genommen haben: l. die Ausrichtung der Graphic an der Etymologie, 2. die Orientierung der Schrift an der Aussprache, 3. das Festhalten an Graphien, die als traditionell angesehen wurden. Meist do- minierte eine dieser Tendenzen, und die übrigen traten in den Hintergrund, ohne jedoch ihre Wirksamkeit völlig einzubüßen. 2. Formen der Verschriftung des Altportugiesi- schen Zur Verschriftung altportugiesischer Texte wur- den folgende Schriftzeichen verwendet (cf. Hu- ber 1933, 38): a, e, i,j, o, u, v, y für Vokale und b, c, f, d,f, g, h, i,j, l, m, n, p, q, qu, r, R, s, i, u, v, x, y, z für Konsonanten. Doppelschreibun- gen von Vokalen treten häufig auf und können dabei unterschiedliche Funktionen erfüllen (cf. 2.1.). Ebenso oft erscheinen Doppelschreibun- gen von Konsonanten (cf. 2.2.); hiervon betrof- fen sind in erster Linie rr, ss und ff, die meist im Wort- oder Silbenanlaut auftauchen. Als or- thographische Zeichen finden Akzente (meist Akut, selten Gravis und Zirkumflex), und die Tilde (cf. 2.1.) Verwendung. Von einer einheit- lichen Schreibung ist man in altportugiesischer Zeit noch weit entfernt. Die Graphien zeitlich aufeinanderfolgender Urkunden schwanken stark, auch wenn sie aus derselben Kanzlei stammen, und häufig taucht ein und dasselbe Wort, das in einem Schriftstück mehrmals vor- kommt, in unterschiedlichen Schreibungen auf (cf. 2.4.). Auf der Grundlage der Arbeiten von Huber 1933 (abgekürzt Hub.), Williams 21962 (abgekürzt Will.) und Domincovich 1948 (abge- kürzt Dom.) und nach einer Auswertung ausge- wählter Texte aus der Dokumentensammlung Descobrimentos Portugueses (ed. Marques 1944/1988, abgekürzt Desc.) stellt sich die Ver- schriftung des Altportugiesischen zusammen- fassend wie folgt dar. 2.1. Die Wiedergabe der Vokale Die Verschriftung der altportugiesischen Oral- vokale stellte für die mittelalterlichen Schreiber keine Schwierigkeit dar. Für die sieben Vokal- phoneme /i/, /e/, / /, /a/, /o/, /o/ und /u/ standen die Buchstaben, i, e, a, o und u zur Verfügung. Zwischen geschlossenem /e/ und offenem / / einerseits und geschlossenem /o/ und offenem /D/ andererseits wurde in altportugiesischer Zeit in der Regel graphisch noch nicht unterschie- den (cf. jedoch 3.1.1., 3.1.2.). Zur Wiedergabe von /i/ wurde nicht nur i, sondern häufig auch y (ygreia 'igreja', 2. Hälfte 13. Jh., Dom. 50) oder j (vjda 'vida', 2. Hälfte 14. Jh., Dom. 77) ver- wendet. Da die Buchstaben u und v zu jener Zeit in ihrem Gebrauch noch nicht differenziert waren, erschien für den Vokal /u/ gelegentlich das Graphem v (vso 'uso', 2. Hälfte 13. Jh., Dom. 49). Des öfteren wurden einfache Oral- vokale durch Doppelschreibungen ausgedrückt. Diese Graphic rührt sicher ursprünglich vom Ausfall intervokalischer Konsonanten her, wie z.B. in leer 'ler' (2. Hälfte 13. Jh., Dom. 38) < LEGERE, meestre 'mestre' (1339, Desc. I, 61) < MAGISTER, poboo ('povo', 1. Hälfte 15. Jh., Dom. 94) < POPULU(M). Etymologisch nicht ge- rechtfertigte Doppelschreibungen konnten auch anzeigen, daß der betreffende Vokal betont war, wie z. B. in ataa 'ate' (1214, Hub. 39). Ge- legentlich wurde in diesen Fällen zusätzlich ein Akut gesetzt: mercee 'merce" (1319, Desc. I, 34). Lautlich nicht erklärbar erscheint eine Doppel- schreibung wie in caarta 'carta' (1370, Desc. I, 127). Hinter der Vokalfolge uu verbirgt sich meist ein konsonantisches Element, wie z. B. in duujda 'duvida' (1339, Desc. I, 62). Zur Kennzeichnung von Nasalvokalen wurde häufig die Tilde verwendet: grrä 'grande' (1339, Desc. I, 61), , 'täo' (1340, Desc. I, 65), lepo 'tempo' (1214, Costa 1979, 312), ne 'nem' (1370, Desc. I, 127), vfo 'vinho' (1272, Desc. I, 11), nö 'näo' (1214, Costa 1979, 312; 1272, Desc. I, 10), Bereitgestellt von | Universitaetsbibliothek Leipzig Angemeldet Heruntergeladen am | 23.01.17 18:20 474 VI. Sprachen und Sprachgebiete: Portugiesisch cötra 'contra' (1370, Desc.l, 127), algüs 'al- gums' (1339, Desc. I, 62). Durch den Ausfall des intervokalischen -n- konnten Doppelvokale entstehen, die gegen Ende der altportugiesi- schen Epoche miteinander verschmolzen: irmäa 'irmä' (Hub. 49), < GERMANA, böo 'bom' (1319, Desc. I, 35) < BONU(M), hüu 'um' (1272, Desc. I, 10) < UNU(M). Besonders bei Nasaldiphthongen fällt die Häufigkeit unetymologischer Doppel- schreibungen auf, die im Neuportugiesischen rückgängig gemacht wurden: määo (1319, Desc. uploads/Litterature/ 9783110939637-band-vi-2-galegisch-portugiesisch-445-geschichte-der-verschriftung-lingua-e-escrita.pdf
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- Publié le Sep 03, 2021
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