Völker und Sprachen des Alten Anatoliens Autor: Maciej Popko Aus dem Polnischen

Völker und Sprachen des Alten Anatoliens Autor: Maciej Popko Aus dem Polnischen ins Deutsche übersetzt von: Michael Wolf ii Vorwort zur polnischen Ausgabe Dieses Buch stellt den gegenwärtigen Stand des Wissens über die Völker des antiken Anatoliens und ihre Sprachen dar. Es entstand auf der Grundlage von Noti- zen zu an der Universität Warschau gehaltenen Vorlesungen, die aber, Frucht lang- jähriger Studien und Lektüren, nach der Konfrontation mit neu entdeckten Denk- mälern des kleinasiatischen Schrifttums und den neuesten Feststellungen natürlich der Aktualisierung bedurften. Um eine Konzeption vom Ganzen zu schaffen, konn- te man sich nicht eines fertigen Modells bedienen, da es eine ähnliche Arbeit bisher nicht gibt. Es existieren lediglich Bearbeitungen, die einzelne Sprachen behandeln, wobei ein Teil von ihnen in über die ganze Welt verstreuten, schwer zugänglichen Zeitschriften veröffentlicht wurde. Umfassendere Versuche einer synthetischen Er- fassung, wie sie das (schon veraltete) Buch von R. Hauschild Die indogermani- schen Völker und Sprachen Kleinasiens Berlin 1964), oder auch das empfehlens- werte, aber nur für die Japanisch Beherrschenden zugängliche Anatorija shogo gaietsu (Einführung in die anatolischen Sprachen) aus der Feder von T. Oshiro und K. Yoshida (Tokio 1990) haben einen bedeutend bescheideneren Themenkreis. Die Arbeit ist nicht nur an Studenten gerichtet, sondern auch an all die, die sich für die Geschichte und Kulturen des Altertums interessieren. Aus diesem Grund, und in gewissem Grade auch aus technischen Gründen, bemühte sich der Autor die Beschreibung der kleinasistischen Sprachen auf ein vernünftiges Minimum zu beschränken, in der Annahme, dass die angegebene Literatur weitere, schon selb- ständige Studien erleichtert. Die Gelegenheit nutzend, möchte der Autor den Kollegen vom Institut für Assyriologie und Hethitologie der Universität Warschau seine Dankbarkeit aus- drücken, die ihm viele wertvolle Informationen und Bemerkungen übermittelten. Dankesworte gebühren auch den ausländischen Gelehrten, die ihre Arbeiten zu- senden wollten oder auch Hilfe bei der Zugänglichmachung leisteten. Anerken- nung und Dankbarkeit verdient nicht zuletzt der Akademieverlag „Dialog“, der die Mühe der Publikation dieses aus technischer Sicht nicht leichten Textes auf sich nahm. iv Abkürzungsverzeichnis AANL Atti della Accademia dei Lincei, Rendiconti della classe di scienze morali, storiche e filologiche, se- rie 8, Roma. abl. ablativus abs. absolutus acc. accusativus AchHist. H. Sancisi-Weerdenburg et al., (wyd.), Achaemenid History, Leiden ff. AfO Archiv fr Orientforschung, Berlin, Graz. AGI Archivio Glottologico Italiano AJA American Journal of Archaeology, Boston. alt älter AnSt Anatolian Studies, London. AoF Altorientalische Forschungen, Berlin. ArOr Archiv Orientální Praha. AS The Oriental Institute of the University of Chicago. Assyriological Studies, Chicago. BiOr Bibliotheca Orientalis, Leiden. vi BoSt Boghazköy-Studien, Leipzig. BSLP Bulletin de la Société Linguistique de Paris, Paris. CAH The Cambridge Ancient History, Cambridge. comm. genus commune CRAI Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, Comp- tes rendus, Paris. dat. dativus dir. directivus DLL E. Laroche, Dictionnaire de la langue louvite, Paris 1959. dsgl. das gleiche erg. ergativus f und folgende (Seite) fem. femininum ff. und folgende (Seiten) FsHirt Germanen und Indogermanen. Festschrift für Her- mann Hirt I-II, Heidelberg 1936. FsLaroche Florilegium Anatolicum. Mélanges offerts à Emma- nuel Laroche, Paris 1979. FsOberhuber Im Bannkreis des Alten Orients. Studien zu Sprach- und Kulturgeschichte des Alten Orients und seines Ausstrahlungsraumes Karl Oberhuber zum 70. Ge- burtstag gewidmet, Innsbruck 1986 FsPuhvel Studies in Honor of Joan Puhvels, Part One: Ancient Languages and Philology, Washington 1997. vii FsRömer dubsar anta-men. Studien zur Altorientalistik. Fest- schrift für Willem H. Ph. Römer zur Vollendung sei- nes 70. Lebensjahres, Münster 1998 (AOAT 253). FsTÖzgüç Anatolia and the Ancient Near East. Studies in Ho- nor of Tahsin Özgüç, Ankara 1993. FWG Fischer Weltgeschichte, Frankfurt a. M. -Hamburg 1996 ff. gen. genitivus gr. griechisch heth. hethitisch hier. hieroglyphisch hur. hurritisch IBoT Istanbul Arkeoloji Müzelerinder Bulunan Bo˘ gazköy Tabletleri(nden Seç)me Metinler), Istanbul, Ankara. IF Indogermanische Forschungen Il. Homer, Ilias. imp. imperativus indic. indicativus instr. instrumentalis JCS Journal of Cuneiform Studies, New Haven, Atlanta. JDAI Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts, Berlin. JEA Journal of Egyptian Archaeology, Oxford. jg. jünger Jh. Jahrhundert viii JIES The Journal of Indo-Europeaen Studies, McLean, Virginia. JRAS Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland, London. kapp. kappadokisch kar. karisch KBo Keilschrifttexte aus Boghazköy, Leipzig, Berlin. Kl A. Götze, Kleinasien (Kulturgeschichte des Alten Orients, Abschn. 3, Lfg. 1), München 1933.) Kl A. Götze, Kleinasien, 2. Aufl. München 1957. KUB Keilschrifturkunden aus Boghazköy, Berlin. l. c. loco citato loc. locativus LPG Ph. H. J. Houwink ten Cate, The Luwian Populati- on Groups of Lycia and Cilicia Aspera During the Hellenistic Period, Leiden 1961. luw. luwisch lyd. lydisch lyk. lykisch masc. masculinum MDOG Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft zu Berlin, Berlin. MIO Mitteilungen des Instituts für Orientforschung, Ber- lin. MSS Münchener Studien zur Sprachwissenschaft, Mün- chen. ix MVAG Mitteilungen der vorderasiatisch-ägyptischen Ge- sellschaft, Leipzig. neutr. genus neutrum NH E. Laroche, Les noms des Hittites, Paris 1966. nom. nominativus OLA Orientalia Loveniensia Analecta, Louvain. OLP Orientalia Loveniensia Periodica, Louvain. Or Orientalia, Roma. PAU Polska Akademia Umiej¸ etno´ sci. pers. persisch phryg. phrygisch pl. pluralis prs. praesens prt. praeteritum REA Revue des Éudes anciennes, Bordeaux. RHA Revue hittite et asianique, Paris. RIL Rendiconti dell’istituto Lombardo di Scienze e Let- tere, Classe di lettere e scienze morali e storiche, Mi- lano. RlA Reallexikon der Assyriologie, Berlin. RO Rocznik Orientalistyczny, Warszawa. s. siehe sg. singularis x SPAW Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse, Berlin. StBoT Studien zu den Bo˘ gazköy-Texten, Wiesbaden. StMed. Studia Mediterranea, Pavia. subj. subjunctivus SympWien J. Borchhardt, G. Dobesch (Hgbr.), Akten des II In- ternationalen Lykien-Symposions, Wien, 6.-12. Mai 1990, Bd. I-II, Wien 1993. TL Tituli Asiae Minoris: Tituli Lyciae lingua Lycia con- scripti, Wien 1901. u. a. und andere u. ä. und ähnliche(s) u. B. unbekannte Bedeutung urart. urartäisch urie. urindoeuropäisch u. Z. unserer Zeitrechnung vergl. vergleiche voc. vocativus v. u. Z. vor unserer Zeitrechnung Weiterleben G. Neumann, Untersuchungen zum Weiterleben he- thitischen und luwischen Sprachgutes in hellenisti- scher und römischer Zeit, Wiesbaden 1961. ZA Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete, Leipzig, Berlin. z. B. zum Beispiel xi ZDMG Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesell- schaft, Leipzig, Berlin. xii Einleitung Das Interesse für das antike Anatolien, auch Kleinasien genannt, nimmt infolge der erwachenden allgemeinen Bewunderung für die archäologischen Entdeckun- gen, aber auch als Effekt der vielseitigen Forschungen zur Vergangenheit dieser Gegend und ihrer Kulturen stetig zu. Immer deutlicher ist auch seine Bedeutung als Mittler zwischen Alten Orient und Griechenland, und somit auch für Europa, sichtbar. Es ist bekannt, dass dieser Orient einen gewaltigen Einfluss auf die grie- chische Kultur und andere Kulturen des Mittelmeerraumes ausübte, und letztend- lich bereichterten viele orientalische Komponenten das europäische Denken. Man muss demnach die Völker näher betrachten, die in Anatolien vor allem Nachbarn der ägäischen Bevölkerung der Bronzezeit, unter anderem der Achäer, und dann der Ionier, Äoler und Dorer – jener „Barbaren“ waren, die die Griechen verachte- ten und die sie gleichzeitig bewunderten, wobei sie sich nicht klar darüber waren, wie viel ihnen die eigene, noch jüngere Kultur verdankt. Die Bezeichnungen „Anatolien“und „Kleinasien“ beziehen sich auf die Anato- lische Halbinsel, die vom Schwarzen Meer, dem Marmarameer, dem Ägäischen Meer und dem Mittelmeer begrenzt wird. Beide werden auch heute verwendet (Anadolu, also Anatolien, macht das Hauptgebiet der heutigen Türkei aus und um- fasst auch den türkischen Teil der ehemaligen Armenischen Hochebene, jetzt Osta- natolien genannt). Im Altertum hatte die Anatolische Halbinsel keinen besonderen Namen, im Bewusstsein der Griechen und Römer bildete sie einen Teil Asiens. Die Bezeichnung „Asien“, die sich heutzutage auf einen riesigen Kontinent bezieht, stammt aus Anatolien. Ihre älteste Widerspiegelung in den antiken Quellen ist der Terminus „asiatische Wiese“ bei Homer (Il. II 427), die man in Lydien lokalisierte, südlich des Berges TmolosTmolos. Den hethitischen Dokumenten von der Wende des XV. zum XIV. Jahrhundert v. u. Z. nach befand sich in derselben Gegend das Land Assuwa; es ist durchaus möglich, dass diese Bezeichnung, mit geringen Än- derungen, dort bis in die Zeiten Homers berdauerte. Später wurde sie als Bezeich- nung des Landes östlich von Hellas verwendet; zusammen mit der Erweiterung des geographischen Horizontes umfasste sie mit ihrer Reichweite immer ausgedehnte- re Flächen, bis zum Stillen Ozean. Zur Untescheidung nannte man die Anatolische Halbinsel „Asien diesseits des Taurus (-gebirges)“; um 400 u. Z. tauchte der latei- nische Terminus Asia Minor auf, also Kleinasien. Die Bezeichnung „Anatolien“ führten die Byzantiner im X. Jahrhundert ein. Kleinasien bildete eines der historischen Gebiete des Alten Orients, das heißt 2 Westasiens von den ältesten Zeiten bis zur Epoche Alexanders von Makedonien. Im Osten grenzte es an Syrien und Nordmesopotamien und im Westen zuerst an die Ägäis, dann an Griechenland. In ferner Vergangenheit war sein Klima kälter und feuchter als in der Gegenwart, Wälder bedeckten bedeutende Flächen der Halbin- sel. Auch Naturreichtümer, besonders Erz- und Edelmetalllagerstätten, ermunter- ten zur Besiedlung. Günstige Bedingungen erreichten, dass schon früh Menschen- gruppen erschienen, und im neunten Jahrtausend v. u. Z. begann die neolithische Revolution, das heißt der Übergang von der Sammlung von Nahrung zu ihrer Er- zeugung. Dazu kam es, bevor die Zivilisationen Mesopotamiens und Ägyptens ent- standen. Die Entwicklung dieser Zivilisationen begann später, und ihre Dominanz im Alten Orient datiert erst ins vierte-dritte Jahrtausend v. u. Z. Das antike Anatolien gehörte zu den Regionen mit entwickelter Zivilisation, und uploads/Litterature/ popko-2008-voelker-und-sprachen-des-alten-anatoliens.pdf

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