Abstract One of the best-known episodes described in the “Deeds of Suppiluliuma
Abstract One of the best-known episodes described in the “Deeds of Suppiluliuma” is, when the Hittite king receives a letter from an Egyptian queen whose name is given as “Dahamunzu” in the cuneiform script. One crucial sentence in this part of the text (tekri-wa na˘ hmi) has always been difficult to understand since the exact meaning of the lexeme tekri- is not known. Nevertheless, many scholars have guessed a translation such as “I fear such disgrace” or similar. Since “Dahamunzu” has long been discovered to be the rendering of the Egyptian royal title tI-h . <m.t nsw, an Egyptian etymology of tekri- does not seem un- likeley. It can indeed be interpreted as phonologically equivalent to Late Egyptian tI-kI.t “vulva” or “cunt”in the sense of “prostitute”or simply as a disrespective designation for a woman. Keywords:tekri,Deeds of Suppiluliuma,Dahamunzu Eine der bekanntesten Passagen eines hethitischen Textes ist die „Dahamunzu1-Episode“ in den „Mannestaten Suppiluliumas“.2 Innerhalb dieser oft zitierten Textstelle steht ein Lexem, welches zwar semantisch gut faßbar ist, sich jedoch gleichzeitig eines etymologi- schen Anschlußes entzogen hat. A III, 7 ff. (7) nusmaskan EN-S ˇUNU kuit IPiphururijas (8) immaku BA.ÚS ˇ nu SAL- LUGAL URUMIZRI kuis SALdahamunzus (9) esta nu ANA ABU-JA LÚ T . EMI uijat (10) nussi kissan IS ˇPUR LÚ-aswamu-kan BA.ÚS ˇ (11) DUMU-JA- mawamu NU.GÁL tukmawa DUMUMES ˇ-KA (12) meggaus memiskanzi ma ¯nwamu (13) 1-an DUMU-KA paisti ma ¯nwarasmu LÚMUTI-JA kisari (14) ÌR-JA-mawa nuwaan para dahhi (15) nuwaranzkan LÚMUTI-JA ijami tekri-[w]a nahmi (16) nu mahhan ABU-JA enissan IS ˇME (17) [nu]z LÚMES ˇ GAL-TI memijani para halzais (18) i[niwamu uttar karuil]ijaza peran (19) UL [kuapikki kisat] 1 W.Federn (1960), 33. 2 H. G. Güterbock (1956), (41–68, 75–98, 101–130) 94; J. Klinger (2005), 149; H. A. Hoffner (1997), 185–192. Francis Breyer Die Etymologie von tekri-, einem hapax legomenon in den ,Mannestaten Suppiluliumas‘ Altoriental. Forsch., Akademie Verlag, 37 (2010) 1, 95–103 Weil ihr Herr Bibhurusias überdies gestorben war, sandte die Königin von Ägyp- ten, welche Dahamunzu war, einen Botschafter („Boten) zu meinem Vater und schrieb ihm folgendermaßen: „Mein Mann ist gestorben, einen Sohn aber habe ich nicht. Dir hingegen spricht man viele Söhne zu. Wenn Du mir einen einzigen deiner Söhne gibst, so soll er mir ein Gatte sein. Denn einen meiner Diener will ich niemals nehmen und ihm zum Gatten machen. Ich fürchte mich vor (solcher) Be- fleckung?.“ Sowie nun mein Vater solches hörte, berief er in dieser Angelegenheit die Großen ein (und sprach): „So (et)was ist mir (im Leben ja) noch nie passiert!“ (lit.:Eine solche Sache hat sich zu meiner Zeit niemals zuvor ereignet). Da sich die Forschung sehr stark um die historischen Implikationen des in Frage stehen- den Abschnittes fokussiert hat3, war die lexikalische Unsicherheit an dieser Stelle in den Hintergrund getreten. In seiner immer noch fundamentalen Bearbeitung der „Mannestaten“ hat H. G. Güter- bock zwei mögliche Erklärungen für dieses Syntagma angegeben.4 Entscheidend ist vor allem die Interpretation des Wortes tekri-,das mit Ausnahme von KBo XXVI 10,Rs.IV:10′ dessen Duplikat KBo XXVI 11, Rs.? 8′ nur an der in Frage stehenden Textstelle belegt ist.5 Es könnte sich dabei um ein verstärkendes Adverb handeln, was zu der Übersetzung „ich fürchte mich fürwahr“ führen würde. Oder es handelt sich um ein Nomen der Be- deutung „contamination“ o.ä., was in die Übersetzung „ich fürchtete mich vor (solcher) Befleckung“ mündete. Seit Güterbock wurde diese Deutung favorisiert. Danach besteht der Satz aus einem antizipatorisch fokussierten direkten Objekt (tekri-), an dem die Partikel der zitierten direkten Rede -wa tritt und von einer Verbalform gefolgt wird.6 Wie angedeutet kann die Semantik von tekri- durchaus als gesichert gelten. Der Grund dafür ist eine parallele Textstelle, in welcher der Satz paraphrasiert wird und zwar mit dem gut ableitbaren hethitischen Lexem tapnumar- „Demütigung“, das mit tepnu- „gering machen,demütigen“ zusammenhängt. E3 III 51–54+A IV 1 ff. (51) SAL.LUGAL URUMIZRI tuppijaz EGIR-pa kissan (52) hatraizzi kuwatwa apenissan TAQBI (53) appalliskanziwamu ammukmanwa (54) kuwapi DUMU- JA esta ammuknanwa ammel (1) RAMANIJA ammel-a KUR-eas tepnumar (2) tametani KUR-e hatranun (3) nu-wamukan para UL ijashatta (4) nuwamu enissan imma TAQBI ammelwa (5) LÚMUTI-JA kuis esta muwarasmukan BA.BAD (6) DUMU-JA-wamu NU.GÁL ÌR-JA-mawa numaan dahhi (7) nu- waranzan LÚMUTI-JA ijami (8) nuwa dame ¯danija KUR-e UL kuedanikki (9) AS ˇPUR nuwa tu ¯k AS ˇPUR Francis Breyer, Die Etymologie von tekri-, einem hapax legomenon in den ,Mannestaten Supp.‘ 3 Ausführlich bei F. Breyer (Diss.),Teil E. Literatur und Disskussion zuletzt auch bei J. L. Miller (2007), 252–293. 4 H.G.Güterbock (1956),94,Anm.g. 5 J.Tischler (2001),302. 6 Zur Konstruktion von nahh- mit Dativ–Lokativ vgl.CHD,Band L-N,340. 96 an meinen Vater in einem Brief wie folgt: Warum gibst Du mir zu verstehen, Sie wollen mich irgendwie betrügen?Wenn ich einen Sohn hätte, würde ich dann die Demütigung meiner Person und meines Landes einem fremden Land geschrieben haben? Du hast mir nicht geglaubt und mich davon sogar wissen lassen! Er, der mein Gemahl war, er ist gestorben. Einen Sohn habe ich nicht und (einen) meiner Diener will ich niemals nehmen, um ihn zu meinem Gemahl zu machen! Ich habe nicht an irgendein anderes Land geschrieben, sondern nur Dir habe ich geschrie- ben! E3 IV 10–39 (13) [UMMA IH]ani-MA ANA ABU-JA BELI-JA apatwa (14) […a]nzel KUR-as tepnumar (15) [DUMU.LUGAL-wa] m[a]nnas kuwapi esta anzasmanwa (16) [da]m[e]dani KUR-e uwauen manwanas (17) [an]zel BELI uekiskiuen anzaswa EN-NI (18) [k]uis INibhururias esta nuwaras BA.BAD (19) [DU]MU-asma- wassi NU.GÁL DAM BELI-NI-mawannas (20) [w]annummias nuwa DUMU BELI-NI INA KUR URUMIZRI (21) [A]S ˇS ˇUM LUGAL-UTIM uekiskiweni ANA MUNUS-TI (22) BELTI-NI-mawaran AS ˇS ˇUM [L]ÚMUTI-S ˇU uekisskiweni (23) namma-wa damedania KUR-e UL kuedanikki (24) paiuen kapatwa uwawen nuwanas BELI-NI (25) DUMU-KA pai nu-smas ABU-JA ANA [Folgendermaßen] sprach (nun) [H]ani zu meinem Vater: „Mein Herr, dies ist [...] eine Erniedrigung für unser Land.Wenn wir einen [Königssohn] hätten, wären wir dann in ein fremdes Land gekommen,und hätten wir eindringlich einen Herrn für uns erbeten? Nibhururia, der unser Herr war, er ist gestorben. Einen Sohn hat er allerdings nicht; die Frau unseres Herrn ist kinderlos! Wir erbeten also einen Sohn unseres Herrn für das Königsamt in Ägypten; für die Frau, unsere Herrin erbeten wir einen Gemahl. Ferner sind wir nicht zu irgendeinem anderen Land gegangen, nur hierher sind wir gekommen.Oh unser Herr,gibt uns einen Deiner Söhne.“ Es scheint fast so, als sei tapnumar- „Demütigung“ die Übersetzung von tekri-. Dann wäre Letzteres vielleicht gar kein genuin hethitisches Wort,sondern ein Fremdwort. Bei genauerem Betrachten des Kontextes wird man in der Tat feststellen, daß eine solche These sehr warscheinlich ist, denn immerhin steht tekri- in einem Zitat. Wiedergegeben wird der Brief einer ägyptischen Königswitwe, der wahrscheinlich in der damaligen Diplo- matensprache Akkadisch geschrieben war. Nach Ausweis der akkadistischen Wörter- bücher handelt es sich jedoch nicht um ein akkadisches bzw. mittelbabylonisches Wort. Was liegt nun näher, als einen Blick in das Wörterbuch der ägyptischen Sprache zu werfen? Unter *tkr wird man nicht fündig – wahrscheinlich ist denmach der wortinitiale Dental die Wiedergabe des femininen Artikels im Neuägyptischen <tI>. Vor der Regierungszeit Echnatons waren offizielle Texte in Ägypten ausschließlich in mehr oder weniger reinem Mittelägyptisch geschrieben worden. In dieser Sprachstufe gibt es noch keinen Artikel, sondern lediglich die Demonstrativa, aus denen sich der Artikel entwickeln sollte. In der Amarnazeit wird nun die zeitgenössisch gesprochene Sprache, welche sich zunehmend von der mittelägyptischen Schriftsprache entfernt hatte, in den Altoriental. Forsch. 37 (2010) 1 97 Rang einer Schriftsprache erhoben. Der Grund für das Aufkommen eines Artikels ist die Reduktion des Auslautes und damit der Femininendung <-t> (*-at) zu einem Murmel- vokal. Um nun im Wörterbuch der ägyptischen Sprache ein tekri- entsprechendes Wort zu finden, muß man unter der Wurzel *kr nachschlagen, versehen mit einer Femininendung (*kr.t), schließlich sind die Lemmata im Allgemeinen unter ihrer klassisch-mittelägypti- schen Form angegeben. Zu Güterbocks Zeit wäre einer solchen Suche kein Erfolg be- schieden gewesen, zumindest nicht nach einem *kr.t der Bedeutung „Demütigung“ o.ä. In der Zwischenzeit hat sich in der ägyptischen Sprachwissenschaft als comunis opinio durchgesetzt, daß es neben dem <r> translitterierten Phonem im Ägyptischen noch weitere Liquida gab.Leider wird dieser Umstand durch das immer noch gebräuchliche und in seinen Grundzügen mehr als ein Jahrhundert alte Transkriptionssystem verschleiert. Der Laut, welcher als „Aleph“ bezeichnet und <I> transkribiert wird, war nämlich zumindest ursprünglich ein /r/.7 Erst nach dem Alten Reich wurde er meist reduziert und konnte so im Neuen Reich bei semitischen Fremdwörtern zur Wiedergabe von Aleph bzw. Vokal /a/ dienen. Altes Reich Mittelägyptisch Neuägyptisch <I> /r/ → /#/ → /Ø/ <r> /l/ → /r/ → /r/ Mit anderen Worten, für eine Erklärung von tekri- sollte man unter kI.t nachschlagen. Der aufmerksame Leser wird einwenden, daß <I> sei doch bereits geschwunden und könne daher nicht mehr für keilschriftliches <r> stehen. Prinzipiell stimmt dies zwar, nur gibt es wenige Fälle, bei denen das sog. „Aleph“ nicht geschwunden war.8 Um dies explizit zu notieren, schrieben die ägyptischen Schreiber im Neuägyptischen nach „altem“ /r/, ge- schrieben <I> das „neue“ /r/,geschrieben <r>. Altes Reich9 Mittelägyptisch Neuägytisch Wortinterne Glossierungen dieser Art werden als komplexe Graphoneme gezeichnet und sind im ägyptischen Schriftsystem keine Seltenheit,insbesondere im neuägyptischen.10 Wie es der Zufall will, gibt es tatsächlich ein ägyptisches Wort,das diesen Anforderungen gerecht wird, d.h. ein mittelägyptisches uploads/Litterature/ breyer-francis-die-etymologie-von-tekri-einem-hapax-legomenon-37-2010-1-95-103.pdf
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- Publié le Nov 10, 2021
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