Jugendku l tur Gu i de Beate Großegger Bernhard Heinzlmaier 2.Auflage 2004 (2,00

Jugendku l tur Gu i de Beate Großegger Bernhard Heinzlmaier 2.Auflage 2004 (2,00) © öbv&hpt VerlagsgmbH & Co.KG,Wien 2002 Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung und Layout: Pia Moest Lektorat: Susanne Held Satz und Grafiken: janker.cc Coverfoto: © Angelika Goldmann Druck: Manz Crossmedia GmbH & Co KG,Wien ISBN 3-209-03706-X Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Der Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich. Gedruckt mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung,Wissenschaft und Kultur sowie der Magistratsabteilung 7 (Wissenschafts- und Forschungsförderung) der Stadt Wien Teil 1 Jugendkultur und jugendkulturelle Szenen Das Leben der Jugend spielt in den Szenen Seite 6 Früher stand Jugendkultur im Zeichen der Rebellion Seite 6 Was sind Szenen eigentlich? Seite 8 Wie groß ist die Jugendkultur? Seite 9 Warum gibt es heute so viele verschiedene Szenen? Seite 11 Der Szene-Code gibt den Szenen Form und Identität Seite 13 Die Zeiten, als nur Freaks in der Jugendkultur unterwegs waren, sind lange vorbei Seite 14 Wer rein will, kann rein Seite 16 Die Jugendkultur ist ständig in Bewegung: Die Rolle der Medien Seite 19 Ein wenig Szenetheorie Seite 20 Wie erforscht man die Jugendkultur eigentlich? Seite 23 Sind Jugendszenen wirklich so innovativ? Seite 24 „Act local, but communicate global“: das übergreifende Motto der populären Jugendszenen Seite 25 Teil 2 Szene-Guide Musik-Szenen Seite 29 Die HipHop-Szene Seite 30 Die Techno-Szene Seite 46 Die Metal-Szene Seite 55 Funsport-Szenen Seite 71 Die Snowboarder-Szene Seite 72 Die Skateboarder-Szene Seite 86 Die Beachvolleyball-Szene Seite 101 3 I N H A L T Jugendkultur im digitalen Zeitalter Seite 111 Die Computer-Szene Seite 112 Jugendliche Subkulturen Seite 123 Die Skinhead-Szene Seite 124 Die Punk-Szene Seite 138 Die Gothic-Szene Seite 148 Teil 3 Service-Adressen Seite 161 Die Autoren Seite 174 Danksagung Seite 176 Bildnachweis Seite 176 4 I N H A L T T E I L 1 Jugendkultur und jugendkulturelle Szenen Nico Suave D A S L E B E N D E R J U G E N D S P I E L T I N D E N S Z E N E N Techno-Jugendliche, Punks und Autonome, Skinheads, Sprayer, HipHopper und Metal- Heads – die Jugendkultur ist schillernd, bunt und voller Mythen. Seit Jahrzehnten prägt sie das Bild von der Jugend. Sie ist faszinierend und für viele auch irritierend. Jugend- kultur steht nicht nur häufig im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Sie steht oft auch mitten im Brennstrahl der Kritik. Dass sie für die Mehrheit der Jugendlichen zu einem Fixbe- standteil ihres persönlichen Alltags geworden ist, wird dabei gerne übersehen. Auf den folgenden Seiten werden immer wieder zwei Begriffe aus der Jugend- kulturforschung auftauchen. Zum leichteren Verständnis möchten wir sie gleich hier erklären: Jugendkultur: Unter Jugendkultur verstehen wir die Alltagskultur der Ju- gendlichen, die heute sehr stark von der Popkultur inspiriert ist. Die Jugendkultur ist die Leitkultur der heutigen Jugend. Sie umreißt populäre Freizeitwelten. Und sie fordert Jugendliche dazu auf, nicht passiv zu blei- ben, sondern selbst etwas zu tun. Jugendkulturelle Szenen, kurz Jugendszenen: Jugendszenen sind soziale Netz- werke, in denen sich Jugendliche mit gleichen kulturellen Interessen und ähnlichen Weltanschauungen zusammenfinden. Derzeit populäre Szenen sind die HipHop-Szene, die Techno-Szene, die Snowboarder- und die Skate- boarder-Szene oder die Szene der Computerspieler. Die wichtigsten Jugendszenen wollen wir in diesem Buch vorstellen. Früher stand Jugendkultur im Zeichen der Rebellion In den 60er- und 70er-Jahren war die Jugend rebellisch, sie ging zur etablierten Kultur auf Konfrontationskurs. Jeder, der über dreißig war, galt automatisch als „Spießer“. Dröhnen- de Gitarren, unangepasste Kleidung und Aufbegehren gegen die Welt und die Werte der Vätergeneration – damals lief alles auf Provokation hinaus. Um jeden Preis ver- suchte man die vielen „Otto Normalverbraucher“ aus der Reserve zu locken. „Wir taten so, als ginge es uns um die Gesellschaft, aber in erster Linie ging es uns um den 6 J U G E N D K U L T U R Nachbarn von nebenan“, meinte David Bowie einmal rückblickend. Die Jugendkultur lebte von der Resonanz der schockierten Bürger. Das galt für die Hippies, die mit Flower-Power-Klamotten, LSD und ihrem wörtlich gemeinten „Make love not war“ auf sich aufmerksam machten. Das galt für die Rolling-Stones-begeisterte Jugend, die mit ihrer Lebensphilosophie von „Sex and drugs and rock ’n’ roll“ die Herzen der Eltern- generation ganz gewaltig in Wallung brachte. Und es galt auch für die Punks, die mit ihren dreckigen Klamotten, Sicherheitsnadeln und Irokesen-Köpfen in großen Lettern „Kampf den Kapitalismusschweinen“, „Anarchie“ oder „Fuck society“ an Häuserwände malten. So verschieden diese Jugendkulturen auch waren, eines hatten sie gemein- sam: Ihnen ging es um ein offenes Ausleben des Generationenkonflikts, um die insze- nierte, für alle sichtbare Rebellion. Heute ist alles anders. Die Jugendkultur hat sich nicht nur von der Idee des offensiv geführten Kulturkampfs gegen die Welt der Eltern gelöst. Sie ist auch aus ihren subkul- turellen Nischen herausgetreten und über weite Strecken mehrheitsfähig geworden. Die radikale Opposition zur Gesellschaft ist nur mehr in einigen wenigen, winzig klei- nen Jugendszenen ein Thema. Überall sonst hat sich die Jugendkultur zu einer jungen, bunten und vor allem überaus populären Freizeitwelt gewandelt. Das ist natürlich nicht ohne weit reichende Konsequenzen geblieben. Man kann es ganz offen sagen: Die Jugendkultur ist heute fester Bestandteil der jugendlichen Kon- sumkultur. Das kommerzielle Marketing hat die Jugendkulturen entdeckt. Ein eigen- ständiger, expansiver Markt bedient die Jugendszenen ganz gezielt. Von vielen wird diese Entwicklung mit Skepsis gesehen. „Kommerzielle Vereinnahmung!“, so tönt ihr Warnruf. Doch wie immer man dazu stehen mag: Die Kommerzialisierung gerade der großen, populären Jugendszenen ist etwas, das man heute schlicht und einfach zur Kenntnis nehmen muss. Die Jugend selbst hat damit ohnehin kein Problem: Sie holt sich einfach, was sie braucht. Seit den wilden 60ern und den widerspenstigen 70ern hat sich in der Jugend- kultur vieles verändert. Eines ist aber heute so wie einst: Die Jugendkultur wird als riesengroßer „Proberaum“ erlebt. Sie ruft die Jugendlichen dazu auf, gemeinsam mit Leuten, die ähnlich denken und die die gleichen Interessen haben, den grauen Alltag ein wenig bunt einzufärben und mit schillernden 7 J U G E N D K U L T U R Stilen und unangepassten Lebenskonzepten zu experimentieren. Es mag pathetisch klingen, aber Jugendkulturen sind für Jugendliche ein bisschen so etwas wie Begleitinstanzen auf ihrer Suche nach sich und der Welt. Und genau das verleiht ihnen diese ungebrochene Attraktivität. Was sind Szenen eigentlich? Wenn von der Jugendkultur die Rede ist, fällt oft im selben Atemzug der Begriff „Szenen“. Und schon steht die Frage im Raum, warum man von Szenen und nicht ganz einfach von Jugendkulturen spricht.Viele halten den Begriff Jugendszene für ein Trend- vokabel, das irgendeinem Zeitgeistjournalisten eingefallen ist, von Kollegen aufgegrif- fen wurde und sich so in unseren Alltagssprachschatz eingeschlichen hat. Manch einer reagiert auch verunsichert, wenn er „Szene“ hört, denn umgangssprachlich ist der Be- griff „Szene“ eher negativ belegt. Man spricht so etwa von der „Drogen-Szene“ oder der „Extremisten-Szene“ und will damit zum Ausdruck bringen, dass das kleine Grüpp- chen am Rande der Gesellschaft sind.Tatsächlich ist der Begriff „Szene“ aber ein Fach- begriff aus der Soziologie. Und er ist hier überhaupt nicht negativ belegt. Aus der Sicht der Soziologie sind Szenen ganz einfach soziale Netzwerke, in denen sich Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenfinden. Szenen sind also, wenn man so will, Gesinnungsgemeinschaften. Die Gesellschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass die Szenen für die Menschen immer wichtiger werden – und zwar in dem Maße, in dem die großen traditionellen Institutionen wie Politik und Kirche an Bedeutung ver- lieren. Kein Wunder, denn Szenen sind Orientierungssysteme. Sie stehen für eine „so- ziale Heimat“ in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt. Das heißt allerdings nicht, dass sich alle, die zu einer Szene gehören, persönlich kennen müssen. Es kennen sich ja auch nicht alle Menschen, die zur selben Religionsgemeinschaft oder zur selben politischen Partei gehören. Dennoch werden Religionsgemeinschaften oder politische Parteien von denen, die ihnen angehören, als eine Gemeinschaft Gleichgesinnter ver- standen. Und so ist es auch bei den Szenen. Doch zurück zu den jugendkulturellen Szenen: Jugendszenen sind soziale Welten, die im Alltag der Jugendlichen große Bedeutung haben. Ohne zu übertreiben, kann man sagen: Szenen sind die alles überstrahlende Leitkultur der Jugend. Sie schaffen nicht 8 J U G E N D K U L T U R nur eine attraktive Freizeitumgebung. Sie stehen – jede Szene für sich – auch für ein unverwechselbares Lebensgefühl. Sie formieren sich um Themen, die für Jugendliche attraktiv sind: allem voran um Musik, Funsport und neue Medien. Und sie rufen dazu auf, nicht passiv zu bleiben, sondern selbst aktiv etwas zu machen. Drei große Szenethemen bestimmen die Jugendkultur der Gegenwart: Musik, Medien, Sport. Entlang dieser Themenkomplexe lassen sich die großen popu- lären Jugendszenen zu Musik-Szenen, Funsport-Szenen und New-Media-Szenen gruppieren. Was den Szenen bei Jugendlichen besondere Faszination verleiht, ist, dass sie relativ autonom gegenüber anderen Sozialräumen und Sozialisationsinstanzen sind. Das heißt, wenn Jugendliche in ihrer Freizeit in der Szene unterwegs sind, sind sie weit weg von den Problemen, die es mit den Eltern gibt, weit weg vom Schulstress, weit weg vom starren Trainingsplan im Sportverein, weit weg von Politikern, von denen sie glauben, dass sie über ihre Köpfe hinweg entscheiden, und auch weit weg von all uploads/s1/ jugendkultur-guide.pdf

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  • Publié le Oct 06, 2021
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